Gestalt als Psychotherapie und Lebenskunst
Gestalttherapie ist seit den 50er Jahren zu einer von der Psychoanalyse herkommenden sehr erfolgreichen und verbreiteten Therapieform in den USA und Europa geworden. Ein breites Anwendungsspektrum im klinisch-psychotherapeutischen Bereich hat seitdem in der Praxis viel Anerkennung für Gestalttherapie gebracht. Gestalt ist ein lehr- und lernbares, wissenschaftlich erforschtes psychotherapeutisches Verfahren. Gestalt ist dennoch mehr als Psychotherapie – sie ist auch Theorie und Praxis einer Lebenskunst und gibt Orientierung in einer Welt, die den Menschen in sein soziales, ökologisches und politisches Umfeld eingebunden weiß. Dabei steht sie auf philosophischen Schultern.
Die therapeutische Beziehung
Die Bedeutung der therapeutischen Beziehung in verschiedenen Kontexten wie Einzeltherapie, Beratung, Paartherapie, Gruppentherapie, Supervision, Coaching, Weiterbildung und Fortbildung ist in der Fachwelt unumstritten. Gestalttherapie ist eine dialogische und polylogische Arbeit im Hier und Jetzt auf dem Hintergrund der persönlichen und sozialen Biographie. Sie fördert Persönlichkeitswachstum jenseits einer normativen Begrifflichkeit von Krankheit und Gesundheit. Dabei ist die (Rück) Gewinnung von Kreativität, das heißt schöpferischer Neugier, Erregung, Interesse am Du und an der Gemeinschaft von besonderer Bedeutung. Die Gestalttherapeutin gibt der Klientin ihre persönliche, mit Gewahrsein reflektierte Resonanz im gemeinsamen Dialog. Sie lässt die verbalen und auch die nonverbalen, körperlich-seelisch-geistigen Äußerungen der Klientin auf sich wirken und beantwortet sie auf allen diesen Ebenen.
Laura Perls, die Mitbegründerin der Gestalttherapie, beschreibt es so:
„Wirkliche Kreativität ist nach meiner Erfahrung untrennbar an die Bewusstheit der Sterblichkeit gebunden. Je deutlicher diese Bewusstheit ist, desto grösser ist der Drang, etwas Neues hervorzubringen und an der unendlichen, kontinuierlichen Kreativität der Natur teilzuhaben. Das ist es, was aus Sex Liebe macht; aus der Herde eine Gesellschaft; aus Korn und Frucht Brot und Wein; und aus dem Ton Musik. Das ist es, was das Leben lebenswert und –beiläufig gesagt Psychotherapie möglich macht (L. Perls, 1989, S.85).
Wenn sie neugierig geworden sind, können Sie den weiter hinten aufgeführten links folgen.